Redebeitrag von
der Cowboy-Demo am 23.05.2002
Wir Greenhorns, Indianer, Cowgirls und Cowboys, sind hier zusammen auf
dem großen Treck,
- weil wir unsere Stimme gegen den Texaner und seinen Steigbügelhalter
Coloured Hair Schröder erheben wollen
- wir sind hier, um ihnen zu sagen, dass wir ihre Politik nicht mehr
unterstützen
- wir sind hier, weil wir es leid sind, uns ihre leeren Phrasen über
gerechte Globalisierung anzuhören
- wir sind hier, weil wir Krieg ablehnen
- wir sind hier, weil wir eine gerechtere, friedliche Welt wollen!
Heute war George W. Bush in Berlin, um den weiteren Weg für Militäreinsätze
in aller Welt zu ebnen. Begründet werden diese Einsätze mit dem Kampf
gegen den Terror. Doch was steckt dahinter?
Kommen wir zum 11. September. Es war furchtbar, dass mehr als 3000 unschuldige
Menschen sterben mußten. Und es ist mindestens genauso furchtbar, dass
diese Toten jetzt instrumentalisiert werden:
- um gegen missliebige Staaten und deren Bewohner vorzugehen
- um geostrategische ökonomische Interessen durchzusetzen
- um immer schärfere Sicherheits- und Überwachungsgesetze zu verabschieden
- um gegen politische Gegner vorzugehen
Terrorismus ist das Zauberwort, um so ziemlich jede Aktion durchzusetzen.
George W. Bush hat einer Argumentation Vorschub geleistet, die gefährlich
ist. "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns". Das ist nicht nur Schwarz-Weiß-Malerei,
sondern auch undemokratisch, weil es uns das Recht absprechen will Kritik
zu üben.
Die Bundesregierung ist mit ihrer uneingeschränkten Solidarität auf
diesen Kurs eingeschwenkt. Uneingeschränkte Solidarität, das sollte
uns auf Krieg vorbereiten. Diese rot-grüne Regierung kommt so kriegslüstern
daher, wie keine andere Regierung nach dem 2. Weltkrieg. Mit Humanitärer
Intervention und Terror lässt sich jeder Krieg legitimieren, so scheint
es. Heute stehen deutsche Soldaten wieder in der ganzen Welt. Sie stehen
aber dort, weil sie den freien Zugang zu Märkten und Rohstoffen sichern
sollen, so steht es in den deutschen verteidigungspolitischen Richtlinien.
Wir fordern deshalb den unverzüglichen Abzug aller deutscher Truppen
vom Horn von Afrika, aus Afghanistan und aus Kuwait. Denn hier steht
der nächste mörderische Waffengang bevor.
Es geht hier nicht darum Unrechtsregime, wie den Irak, zu unterstützen.
Aber die Politik der USA und Deutschlands ist zwiespältig. Der eine
ist ein Schurke - der andere ein guter Partner. Da werden Militärdiktatoren
zu Präsidenten, wenn sie denn gewillt sind, sich den USA und den westlichen
Staaten zu unterwerfen. Die USA und auch Deutschland mischen sich in
innere Angelegenheiten anderer Staaten ein, wenn es die Strategie vorgibt.
Jedoch übelste Regime, die weder Kritik dulden, noch Menschenrechte,
denen jedes Fünklein Demokratie fehlt, wie zum Beispiel Saudi-Arabien,
sind gute Partner, denn sie haben Öl und eine strategisch günstige Lage.
Andere Staaten, wie zum Beispiel Venezuela haben auch Öl machen aber
eine Politik, die den Interessen der USA widerspricht. Deshalb haben
die USA vor kurzem den Putschversuch gegen den demokratisch gewählten
Präsidenten Chavez maßgeblich unterstützt und sich so ein weiteres Mal
in die inneren Angelegenheiten eines lateinamerikanischen Staates eingemischt.
Wir verurteilen diese Einmischungen, nicht nur in Venezuela, sondern
auch in Kuba und Kolumbien.
Diese Einteilung der Welt in Gut und Böse ist so ausgewählt, wie sie
den strategischen Interessen der führenden Staaten entspricht. Sie hat
nichts mit demokratischen Standards und Menschenrechten zu tun. Wer
sich Demokratie, Menschenrechte und Freiheit groß auf die Fahnen schreibt,
damit aber seine schlichten eigenen nationalen Interessen meint, der
ist nicht glaubwürdig.
Besonders prekär ist die Situation jetzt bei der Bush-Regierung. Keine
vorherige US-Regierung war personell derart eng mit der Öl- und Energiewirtschaft
verflochten. Bush selbst ist Mitglied des texanischen Öl-Clans, Vize
Dick Cheney, Sicherheitsberaterin Condoleeza Rice, Wirtschaftsminister
Donald Evans, Energieminister Spencer Abraham und Staatssekretärin Cathleen
Cooper, sie alle hatten Schlüsselpositionen in der Ölwirtschaft inne.
80% aller Spenden zum Wahlkampf Bushs kamen aus dieser Branche. Und
Spenden verpflichten bekanntermaßen.
Leidtragende dieser Einteilung der Welt in gut und böse sind immer die
kleinen Leute. Entweder werden ihre Regime gestärkt, egal welche Grundsätze
sie auch haben, oder sie müssen unter den Bomben ihrer selbsternannten
Befreier leiden. Und wer heute Gut ist, kann schon morgen böse sein.
So war das nicht nur mit dem Irak, sondern auch mit Osama bin Laden.
Wir leben auf dieser Erde in einem zutiefst ungerechten globalen Kapitalismus,
der diese militärischen Aktionen geradezu fordert um zu existieren.
Wir kaufen Kleidung, die von Menschen hergestellt werden, die in erbärmlichen
Hütten hausen, die keine Gewerkschaften gründen dürfen, die kein fließendes
Wasser haben, die 12-16 Stunden am Tag für einen Hungerlohn arbeiten
müssen. Und warum leben sie so? Weil wir hier Firmen haben, wie Nike,
wie H+M, wie Adidas, die ihre Gewinne vergrößern, mit Produkten die
ihren Wert durch ein aufgesticktes Logo erhalten und nicht durch den
Schweiß einer philipinischen Textilarbeiterin.
Jeden Tag sterben 18.000 Kinder und 6.000 Erwachsene, weil sie nicht
genügend zu essen haben, während wir hier darüber nachgrübeln, ob unser
neuer Flatscreen-TV von Sony oder Loewe sein soll.
Jeden Tag sterben 5.500 Kinder, weil das Wasser und die Lebensmittel,
die sie zu sich nehmen, mit Bakterien verseucht sind. Mit den einfachsten
Medikamenten könnten sie gerettet werden. Das sind nur ein paar kleine
Beispiele.
Es ist wohl gerade schick über Globalisierung und Gerechtigkeit zu reden.
Das schreibt sich jede Partei gern in ihr Programm. Wir hören Bundeskanzler
Schröder von gerechter Globalisierung reden, dabei hat seine Regierung,
die Entwicklungshilfe weiter gekürzt. Wenn das so ist, dann müssen wir
Schröder, dem Genosse der Bosse, sagen, dass er ein Heuchler ist, dem
seine Haarfarbe wichtiger ist, als eine gerechtere Welt.
Auf die hohlen Phrasen müssen endlich Taten folgen. Stattdessen wird
unter dem Schlagwort Globalisierung Arbeitnehmern hier gedroht, sie
würden ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn sie höhere Löhne fordern.
Politik darf sich eben nicht nur in den Dienst global agierender Konzerne
stellen, denen der Mensch und seine Lebensumstände praktisch egal sind,
wenn denn die Nachfrage stimmt. Wenn Politik nur die Interessen weniger
vertritt, dann muss diese Politik eben bekämpft werden. Wen wundert
es denn noch, dass sich immer weniger Menschen sich von diesen sich
immer ähnlicher werdenden Parteien vertreten fühlen? Politik ist eine
korrupte Show, in der wir alle 4 Jahre mal ein Kreuzchen machen dürfen
für Parteien, die, wenn sie denn an die Macht kommen ihre Versprechungen
nicht halten.
Bleiben wir in Deutschland. Direkt nach dem 11. September wurden hier
in Deutschland Sicherheitsgesetze durchgepeitscht, gegen die sich, wie
Burkhard Hirsch von der FDP es formuliert hat, die Notstandsgesetze
wie "Geplänkel am Kaminfeuer" ausmachen. Ob biometrische Merkmale im
Pass, Internetüberwachung, Speicherung von politischen Aktivitäten,
wie bei den Anti-Atomaktivisten, oder Kameraüberwachung an jeder Ecke,
diese rot-grüne Regierung, und allen voran Otto Schily, höhlt die Demokratie
im Galopp aus. Dieser Sicherheitswahn schränkt unsere ganz persönliche
Freiheit ein. Der Überwachungsstaat scheint zur Realität zu werden mit
all seinen fatalen Folgen für die Demokratie und freie Meinungsäußerung.
Wir fried- und freiheitsliebenden Cowboys, Cowgirls und Indianer wollen
dies nicht und fordern die Rücknahme des Sicherheitspaketes von letztem
Jahr.
Wir fordern den Rückzug der Bundeswehr vom Horn von Afrika, aus Afghanistan
und aus Kuwait.
Wir fordern eine gerechte und friedliche Globalisierung, bei der nicht
Mensch und Umwelt die Verlierer sind, und große Konzerne die Gewinner.
Der Mensch muss der Gewinner der Globalisierung sein - und das nicht
nur in den Industrienationen.
Wir wollen hier unsere Solidarität ausdrücken mit allen friedliebenden,
freiheitsliebenden, gerechtigkeitsliebenden Indianern, Cowgirls, Cowboys
und Greenhorns, ob in Kuba oder Australien, in der Mongolei oder den
niederländischen Antillen, in Feuerland und Alaska, in Norwegen und
Südafrika
und von Japan bis Hintertupfingen. Ost-, West-, Süd- und Nordstaatler
dieser Welt, wir müssen zusammenhalten im Kampf gegen den Texaner, seinen
Steigbügelhalter Schröder und all die anderen die nicht für Freiheit,
Gerechtigkeit, Demokratie und Menschenrechte stehen.
Und jetzt lasst uns einen unübbersehbaren, lauten, bunten und kreativen
Wildwest-Karneval feiern und unsern Protest durch diese Stadt tragen.
Friedliche Kuhtreiber sind uns allemal lieber als Kriegstreiber!
Aufruf:
Kuhtreiber statt Kriegstreiber! Cowboys und Cowgirls für den Frieden
An alle Indianer, Greenhorns, Cowgirls und Cowboys im Westen und im
Osten und anderswo:
Verweigert die Gefolgschaft!
Am 22. + 23. Mai kommt ein Mann, der besser unter dem Namen "Der
Texaner" bekannt ist, nach Berlin. Er trifft sich hier mit seinem
willigen Kumpanen "Coloured Hair Schröder", um seinen Feldzug gegen
das Böse voranzutreiben. Doch was Gut und Böse ist, bestimmt
"Der Texaner" mit seinen Verbündeten selbst. Hinter dem
"Texaner" steht die Wirtschaft. Und es ist nicht nur das Schwarze
Gold welches das Handeln der Texaner-Bande bestimmt. Es ist die Gier
nach Herrschaft und Einfluss weit über die texanischen Steppen
hinaus. Jetzt plant die Bande ihren nächsten Coup, und es wird nicht
ihr letzter sein.
Schon zu lange treibt diese Bande ihr Unwesen in den Prärien dieser
Welt. Die Büffel mussten sterben, Mutter Erde ist in Gefahr. An
zu vielen Orten wurde das Kriegsbeil ausgegraben. Viele Menschen mussten
sterben. Es ist an der Zeit diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Doch
uns steht ein langer, beschwerlicher Ritt bevor, denn:
- auf die Sheriffs und Marshalls können wir nicht zählen, schon
lange haben sie sich auf die Seite der Bande geschlagen.
- auf die Politiker, Parteien und Parlamente können wir nicht zählen,
denn auch sie stehen im Dienste der ruchlosen Gang.
- auf die Wirtschaft können wir nicht zählen, denn sie bringt
rücksichtslose Banden, wie die des Texaners hervor.
- auf die Medien können wir nicht zählen, denn zu oft sprechen
sie mit der Zunge des Texaners
Wir können nur auf uns selbst zählen! Sattelt die Pferde!
Und genau davor haben die Schröders, Blairs und "Der Texaner" Angst.
Sie fürchten, dass wir Indianer, Greenhorns, Cowboys, Cowgirls,
Nord-, Süd-, West- und Oststaatler, Oma und Opa, mit Kind und Kegel
zusammen aufstehen und unsere Stimme gegen sie erheben.
Kommt alle zum Großen Treck gegen den Krieg!
Spielen wir dem Krieg das Lied vom Tod!
Kuhtreiber statt Kriegstreiber!
Das Leben ist mehr als Kaufen und Verkaufen!
Bringt Cowboyhüte, Lassos, Indianerschmuck, Planwagen mit! Für ein freies,
selbstbestimmtes Leben!
Bunt, kreativ und laut für eine gerechte Welt in Berlin, Texas und anderswo!